Abenteuer im Strundetal Teil 8
„Sag mal Eichhörnchen, wo hast du diesen schönen Stein her?“, fragte Annomé.
„Der lag da hinten einfach so im Gras“, antwortete das Eichhörnchen und kletterte flink an einem Baum hoch. Dann sprang es auf einen anderen Baum und schon war es verschwunden.
„Wir ziehen weiter Freunde“, sagte Jasper. „Wie es ausschaut, sind wir auf dem richtigen Weg. Vielleicht hat Ogelot in der Eile ein paar Steine aus dem Kästchen verloren. Dann werden sie uns den Weg weisen. Denkt bitte weiterhin an den Schatz, auch du Annomé“, sagte Jasper.
„Ja, ja, ja. Ich bemühe mich ja. Dachte, wir hätten ihn schon gefunden.“
„Tja“, sagte Carlotta schmunzelnd, „die Dinge sind nicht immer so wie sie zu sein scheinen.“
Und weiter ging es kreuz und quer durch das Strundetal. In einem Waldgebiert entdeckte Annomé am Rande eines Teiches drei weitere Elfensteine.
„Kommt her, kommt schnell!“, rief sie. „Hier liegen auch Elfensteine.“
„Tatsächlich“, sagte Thilion, „die sind aus der Schatzkiste.“
Annomé schaute auf den Teich. „Oh je“, sagte sie, „hoffentlich hat Ogelot den Schatz nicht hier versenkt. Und seht mal, da schaut ein seltsamer Fisch aus dem Wasser. Also nicht ganz, nur der Rücken. Der bewegt sich auch gar nicht. Vielleicht ist es ein Teichungeheuer, das den Schatz bewacht.“
„Annomé, du hast echt eine blühende Phantasie“, sagte Carlotta. „Der Fisch ist doch aus Stein. Von wegen Teichungeheuer.“
Carlotta sauste mit ihrem Besen kreuz und quer über das Wasser „Auf dem Grund ist der Schatz jedenfalls nicht.“
„Vielleicht ist das Teichungeheuer schon so alt das es versteinert ist“, sagte Annomé. Sie fand ihre Vorstellung von einem Ungeheuer das den Schatz bewachte einfach großartig.
Jasper räusperte sich und sagte: „Hier wurde tatsächlich mal ein uralter Fisch gefunden.“
„Hatte ich also doch recht“, sagte Annomé triumphierend.
„Na ja,“, sagte Jasper, „es ist nicht dieser Fisch hier. Es war der Abdruck eines Fisches im Stein der 385 Millionen Jahre alt war. Sein Name, Ctenurella gladbachensis, erinnert an den Fundort hier im Strundetal.
Annomé sagte: „Ich frag erst gar nicht woher du das schon wieder weißt Jasper. Und 385 Millionen Jahre, die kann sich mein kleines Elfenköpfchen gar nicht vorstellen.“
Carlotta sammelte die Elfensteine ein und sagte: „In deinem Elfenköpfchen ist eh nur Platz für Törtchen.“
„Gar nicht“, sagte Annomé protestierend. Gleichzeitig tauchte das Bild von dem leckeren Baubeerkuchens auf, den sie bei Gerlinde verspeist hatte. Hm, dachte sie, ein kleines Hüngerchen hätte ich auch schon wieder. Schatzsuche macht echt hungrig.
Nachdem die Freunde die nähere Umgebung des Teiches abgesucht hatten sagte Thilion: „Hier ist der Schatz auf jeden Fall nicht. Wer weiß, wie die Edelsteine hierhin gekommen sind.“
„Lasst uns weiter ziehen Freunde“, sagte Farina. „Ich glaube ganz fest daran, dass wir den Schatz finden werden. Gemeinsam haben wir schon so viel geschafft, wir werden auch diese Aufgabe lösen.“
Auf ihrer Reise kamen sie an einem großen Banner vom Strundetal-Fest vorbei. Jasper deutete darauf und sagte: „Uns bleibt nicht mehr viel Zeit um den Schatz zu finden.“
Die Freunde nickten stumm. Nach einer Weile gelangten sie zu einer Quelle. Jasper sprach: „Das ist die Quelle der Strunde. Hier entspringt sie, wird zum Bach, dann zum Flüsschen und mündet schließlich in Köln in den großen Fluß Rhein.“
Annomé staunte mal wieder über Jaspers Wissen. „Sag mal Jasper, woher weißt du das alles. Wo bekommst du alle diese Informationen her? Ich glaube, es gibt nichts, was du nicht weiß. Ich wünschte, ich hätte auch so ein gutes Gedächtnis wie du.“
„Ich lese sehr viel. Und alles weiß ich auch nicht. Wenn ich etwas ganz Spezielles wissen möchte, dann wisst ihr ja wo ich mir die Information herhole.“
„Aus der Akasha Chronik“, sagten alle im Chor.
„Genau, sagte Jasper. Die Bibliothek des Lebens, wo alles geschrieben steht, was hier auf der Erde geschehen ist. Ihr wisst, dass sie uns schon gute Dienste geleistet hat.“
Annomé war ganz dicht an die Quelle geflogen. Kleine Bläschen stiegen immer wieder vom Grund nach oben. Jetzt hatte sie etwas entdeckt. „Kommt her, kommt ganz schnell her!“, rief Annomé aufgeregt.
Die Freunde starten auf das seichte Wasser und staunten. Auf dem Grund entdeckten sie doch tatsächlich vier Elfenedelsteine.
Annomé hielt den Finger auf ihre Lippen und flüsterte: „Pst, ganz leise. Ich glaube, die Quelle will uns etwas sagen.“
Ganz konzentriert hörte Annomé zu. Nach kurzer Zeit sagte sie endtäuscht:
„Ich kann die Quelle nicht verstehen, die nuschelt so.“
„Aber ich habe sie verstanden“, sagte Farina schmunzelnd. „Sie sagt, wir sollen in Richtung Papiermuseum gehen. Ganz dicht am Ufer der Strunde hat Frau Rabe ihr Nest. Sie weiß wo der Schatz ist.“
Die Freunde bedanken sich ganz herzlich bei der Quelle für die Information und wünschten ihrem Wasser eine gute Reise auf dem Weg in den großen Fluss Rhein. Nun hatten es die Freunde eilig. Immer an der Strunde entlang gelangten sie an den beschriebenen Ort. Und tatsächlich, hier lagen so einige Edelsteine herum. Bald hatten sie Frau Rabe entdeckt, die einen wunderschönen großem Elfenstein im Schnabel hatte.
„Sag mal Frau Rabe“, fragte Jasper, „wo hast du diesen wunderschönen Stein her?“
„Das sage ich nicht“, bekam er als Antwort.
„Warum willst du uns das nicht sagen?“, fragte er.
„Meine kleinen Rabenkinder spielen so gerne mit den bunten Steinen. Wenn ich euch sage wo die sind, nehmt ihr sie bestimmt alle mit. Dann habe ich keine mehr für meine Kinder. Denn beim wilden Spiel der keinen Racker gehen dauernd welche verloren.“
Oh je, dachte Annomé. Der Elfenschatz wird also von den Rabenkindern im ganzen Strundetal verteilt. Wenn sie ihn nicht schnellstens finden, würde bestimmt bald nichts mehr davon übrig sein.
„Na gut“, sagte Jasper, „dann eben nicht. „Wir wünschen dir noch einen schönen Tag Frau Rabe.“
Jasper setzte sich wieder in Bewegung. Annomé wollte das nicht glauben. Sie rief: „Aber Jasper, wir können doch nicht einfach weitergehen. Frau Rabe muss uns sagen, wo sie die Steine gefunden hat. Wir sind so nahe dran.“
„Ich muss gar nichts“, sagte Frau Rabe.
„Wir gehen weiter“, sagte Jasper sehr eindringlich.
„Aber…“, startete Annomé noch einen Versuch und verstummte. Carlotta war an ihre Seite geflogen und zischte: „Flieg weiter Annomé, flieg einfach weiter.“
Alle hatten wohl verstanden, was Jasper vorhatte, nur Annomé nicht.
Die Freunde aus dem Anderswald kamen an einen Platz, wo viele kleine Häuschen standen.
„Hier machen wir eine Pause“, sagte Jasper.
Annomé wollte gegen die Pause protestieren. Sie fand, es war gar keine Zeit Pause zu machen. Sie mussten sich beeilen um den Schatz zu finden.
„Annomé hat es immer noch nicht verstanden“, sagte Meelan und lachte.
„Häh? Was habe ich nicht verstanden.“
„Thilion“, sagte Jasper, übernimmst du die Verfolgung von Frau Rabe? Aber pass auf, dass sie dich nicht sieht und Verdacht schöpft.“
„Bin schon unterwegs“, sagte Thilion und flog davon.
„Ach sooo ist das“, sagte Annomé und grinste. Sie schaute sich um. „Wo sind wir hier eigentlich? Alles sieht ein bisschen komisch aus.“
„Das hier ist das Papiermuseum wovon die Quelle sprach“, sagte Jasper. „Die Stadt Bergisch Gladbach ist berühmt für ihre Papierherstellung.“
Was der wieder alles weiß, dachte Annomé. An einem Gebäude entdeckte sie ein großes Rad. Ein Bach, der an dem Haus vorbeifloss, brachte das Rad dazu, dass es sich ständig drehte.
„Komm mal her Carlotta“, rief sie nach ihrer Freundin, „ich habe was Tolles entdeckt.“
Es dauerte nicht lange, da hörten die Freunde, wie Carlotta und Annomé vor Vergnügen quietschten. Sie liefen zu dem großen Wasserrad. Carlotta und Annomé setzten sich oben auf eine Schaufel des Rades und fuhren hinunter in Richtung Wasser. Kurz bevor das Rad ins Wasser tauchte flogen sie schnell wieder nach oben und erneut ging es hinab.
„Was für ein lustiges Karussell!“, rief Annomé vergnügt.
Jasper schaute zu den beiden hinunter und schüttelte den Kopf. „Das Karussell ist ein Wasserrad und hat früher eine Mühle angetrieben“, sagte er.
„Ach“, sagte Annomé verblüfft. Und wäre vor Staunen über Jaspers Aufklärung beinahe im Wasser gelandet. Erst als Thilion aufgeregt oben am Wasserrad auftauchte und rief: „Ich weiß wo der Schatz ist, kommt schnell“, fiel Annomé wieder ein, warum sie überhaupt hier waren. Das hatte sie vor lauter Karussell fahren schon wieder vergessen. Gespannt schauten alle auf Thilion.
„Kommt mit!“, rief er aufgeregt und flog eilig davon.
Fortsetzung folgt am Samstag den 31.08.2019