Abenteuer im Strundetal Teil 7
Gerlinde war wie gelähmt. Wer oder was war das gerade? Wie hypnotisiert ging sie zur Hintertür und verschloss sie. Dann lief sie ins Büro. Die Schublade stand offen, der Elfenschatz war weg. Ihre Knie begannen zu zittern. Sie musste sich setzten. Die Polizei. Sie musste die Polizei verständigen. Aber was sollte sie ihnen sagen? Mir wurde der Elfenschatz gestohlen von einem Wesen mit glühenden Augen und rauchenden Fingern? Schnell verwarf sie diesen Gedanken wieder. Ihre Freunde aus dem Anderswald musste sie rufen. Annomé hatte ihr erklärt wie das ging. Annomé, mit ihren Konzentrationsschwierigkeiten, wäre in diesem Fall wohl eher die falsche Ansprechpartnerin. Sie entschied sich für Carlotta. Hoffentlich würde es überhaupt klappen. Sie stand auf, ging in den Verkaufsraum und suchte sich ein schönes Plätzchen im Cafébereich. Ganz tief atmete sie ein paarmal in ihr Herz ein und aus. Sie schloss die Augen und dachte intensiv an Carlotta. In Gedanken rief sie mehrmals: „Carlotta, hier ist Gerlinde. Bitte melde dich.“ Sie wunderte sich selber, dass es tatsächlich funktionierte und erschrak ein wenig, als sie Carlottas Stimme in ihren Gedanken vernahm die sagte: „Hallo Gerlinde, was ist los?“ Sie schilderte Carlotta alles was geschehen war. Carlotta antwortete ihr, dass sie ihre Freunde verständigen würde und gleich morgen früh kämen sie zur Back Company.
Ganz früh, bei Sonnenaufgang, trafen die Anderswälder bei der Back Company ein. Nach Gerlindes Beschreibung wussten sie sofort, wer der Dieb war.
„Das war Ogelot, ganz klar“, sagte Jasper. „Habe mich schon gewundert, dass wir so lange nichts von ihm gehört haben. Ogelot, ein Zauberer der übelsten Sorte.
„Oh Schreck“, sagte Gerlinde, „ihr meint, das war wirklich der Zauberer aus der Geschichte Der Anderswald? Der sah ja noch viel schlimmer aus, als ich ihn mir beim Lesen vorgestellt hatte. Furchtbar gruselig.“ Gerlinde schüttelte sich.
„Der schöne Elfenschatz“, jammerte Annomé. „Er war doch schon angekündigt. Die Kinder werden sehr traurig sein, wenn es keine Elfensteine gibt.“
„Wir werden ihn wiederholen“, sagte Meelan entschlossen.
„Ja,“, sagte Thilion, „lasst uns keine Zeit verlieren.“
„Aber wie wollt ihr den Schatz finden? Wo wollt ihr danach suchen?“, fragte Gerlinde.
„Wir haben schon einmal einen Schatz wiedergefunden und ihr wisst alle, dass wir ihn nicht mit dem Verstand gefunden haben“, sagte Farina.
„Dann werden wir es wieder genauso machen wie damals“, sagte Fips.
Jeder wusste was gemeint war. Sie schlossen die Augen und stellten sich ihre Schatzkiste vor und wie sie sich fühlen würden, wenn sie sie wiederfanden. Nach einem kurzen Augenblick sagte Thilion: „Jasper, gehst du wieder voran?“
Jasper nickte und ohne ein weiteres Wort zogen die Anderswälder los durchs Strundetal.
„Ich wünsche euch viel Glück und gutes Gelingen!“, rief Gerlinde ihnen hinterher. Immer wieder holten sich die Freunde das Bild vom Schatzkästchen in ihre Gedanken. Und immer wieder das Gefühl der Freude, in dem Augenblick, wenn sie es finden würden. Sie wussten alle, wie machtvoll Gedanken sein konnten. Für Annomé war es mal wieder eine echte Herausforderung. Sich längere Zeit auf einen Gedanken zu konzentrieren, oh je, sie wüsste was sie lieber täte. Zum Beispiel auf Törtchenjagd gehen. Ja, das war ein lustiger Gedanke. Sie stellte sich vor, wie eine ganze Horde bunter Törtchen vor ihr floh und sie hinterherjagte um sie zu fangen. Bei diesem Gedanken musste sie laut lachen. Carlotta war neben sie geflogen und sagte: „Na, wo bist du den wieder Gedanklich unterwegs? Ich glaube, ein Schatzkästchen kommt gerade nicht in deinen Gedanken vor oder?“
Annomé fühlte sich ertappt. „Och Carlotta, woher weißt du, dass mir das Schatzkästen gedanklich abhandengekommen ist?“
„Weil ich dich so gut kenne. Ich kann förmlich in deinem Gesicht lesen. Also, verrätst du mir, wo du dich in deiner Gedankenwelt wieder rumgetrieben hast?“
„Ähm, ja weißt du, also ich war…“ Als sich Annomé die Törtchenjagd wieder vorstellte, musste sie so lachen, dass sie nicht mehr sprechen konnte. Elfen können nämlich sehr, sehr albern sein. Annomé war froh, dass in diesem Moment Jasper rief: „Kommt mal alle her, ich habe etwas Interessantes entdeckt.
Jasper deutete auf ein Eichhörnchen, das im Gebüsch hockte. Statt einer Nuß hielt es einen Elfenedelstein zwischen den Pfoten. Annomés Herzchen begann wie wild zu pochen. Sollten sie etwas so schnell den Schatz gefunden haben? Schnell flog sie zu dem Eichhörnchen.
Fortsetzung folgt Freitag den 30.08.2019